1890 ist das Empfangsgebäude des Bahnhofs Bierbach auf der Strecke zwischen Homburg und St. Ingbert erbaut worden. Alfred Graf spricht zwar von einem Bau im Jahre 1866, dieses Datum bezieht sich aber wohl nur auf den Bahnhof und nicht auf das Empfangsgebäude. Weiter soll 1908 ein "Umbau- bzw. Ergänzungsbau" errichtet worden sein, der jedoch nicht näher bezeichnet wurde. Leider liegen auch in diesem Fall nur moderne Grund- und Aufrisse vor. Danach betritt man das Gebäude durch eine Tür in der Mittelachse und gelangt dann von dem dahinter liegenden Flur aus in den links (östlich) befindlichen Warteraum, in die angrenzende Gepäckaufgabe mit eigenem Ausgang oder in den Durchgang, der auf den Hausbahnsteig führt. Im Flur befindet sich auch das Treppenhaus. Im Westen liegt die Fahrkartenausgabe und weitere Diensträume. Beim Außenbau handelt es sich um einen weiß verputzten, zweigeschossigen Rechteckbau mit Eckrisalit im Osten. Dieser springt jedoch nur an der Gleisseite vor, ist aber auf der Straßenseite durch einen Frontgiebel gekennzeichnet. Der Rest des Gebäudes besitzt ein traufständiges, ziegelgedecktes Satteldach mit einem Krüppelwalm im Westen. Auf dieser Schmalseite befindet sich noch ein schmaler, eingeschossiger, wohl späterer Anbau. Die Fenster und Türen sind rechteckig, mit profilierter Rahmung und segmentbogigen bzw. waagerechten Überfangbogen und betonten Keilsteinen. Der Risalit besitzt auf beiden Seiten zwei Achsen. Dazwischen sitzt noch je ein sehr kleines Fenster und im Giebel befindet sich jeweils ein Zwillingsfenster. In den Rücklagen sitzt zwischen zwei Zwillingsfenstern jeweils ein einfaches Fenster.  Auf dem Aufriss ist noch ein Dacherker auf der Straßenseite zu sehen, der heute durch ein liegendes Fenster ersetzt ist.  Der Bau ist horizontal gegliedert durch einen glatten Sockel, ein Sohlbankgesims im ersten Obergeschoss mit Fries und Gesims, ein einfaches Gesims in Höhe der oberen Fensterstürze und eine Frieszone unter dem Dach. An den Ecken und zu dem Risalit hin befinden sich schwach rustizierte Lisenen. Von der Bundesbahn Saarbrücken erhielt ich die Information, dass der östliche Risalit später angebaut worden sein soll und der ursprüngliche Bau auch im Osten einen Krüppelwalm besessen habe. Ich halte diese Angabe jedoch aus mehreren Gründen für unwahrscheinlich: erstens befindet sich in diesem Bereich die Treppe, so dass durch deren Versetzung aufwendige Umbauarbeiten durchgeführt worden wären, die die Vergrößerung des Gebäudes unnötig verteuert hätten.  Zweitens wäre ein Empfangsgebäude mit Krüppelwalmdach im Saarland zwar nicht unmöglich, zumindest aber ungewöhnlich - andererseits gibt es für Rechteckbauten mit Eckrisalit in der Bahnhofsarchitektur mehrere Beispiele.  Drittens spricht die fehlende Unterkellerung der westlichen Achse einschließlich des eingeschossigen Anbaus eher für eine spätere Anfügung dieses Bauteils - womit dann auch der abgewalmte Teil des Daches nicht ursprünglich wäre. Das Empfangsgebäude in Bierbach ist ein sehr schlichtes Gebäude, das keinem der historischen Stile zuzuordnen ist. Es war wohl von Anfang an ein reiner Nutzbau ohne repräsentative Funktion. Die im Erdgeschoss rustizierten Lisenen erinnern noch am ehesten an Bauten der Renaissance, jedoch ist die Gestaltung insgesamt zu bescheiden, um einem klassizistischen Stil anzugehören.

Joomla templates by a4joomla