Nicht weit von Gersheim entfernt liegt an derselben Bahnstrecke der Ort Breitfurt, dessen Empfangsgebäude heute in Privatbesitz ist und als Wohnhaus dient. Obwohl hier kein Erbauungsdatum bekannt ist, bespreche ich den Bau an dieser Stelle, da die Ähnlichkeit mit Gersheim wieder auf eine gemeinsame Planung schließen lässt. Im Jahre 1967 wurde im Erdgeschoss eine Toilette eingebaut und aus diesem Grund ein Grundriss angefertigt, so dass die damalige Raumauteilung bekannt ist. Es handelt sich um einen verhältnismäßig kleinen Rechteckbau mit Eckrisaliten im Süden. Dabei springt der gleisseitige Risalit zwei Mauerstärken, der gegenüberliegende aber nur eine Mauerstärke vor. Die Rücklagen besitzen drei Achsen - wobei jeweils die mittlere den Eingang bzw. Ausgang enthält - die Risaliten je eine Achse. Im Norden befindet sich ein Güterschuppen. Das Erdgeschoss war aufgeteilt in einen Vorraum mit Treppe und einen dahinter liegenden Wartesaal mit Fahrkartenschalter und Geräteraum. Im Süden, im Bereich der Risaliten, befanden sich die Gepäckaufgabe und das Zimmer, das Fahrdienstleitung und Fahrkartenausgabe gemeinsam einnahmen. Diese Räume erreichte man ebenfalls vom Vorraum aus. Der letztere besaß zusätzlich einen Ausgang zum Hausbahnsteig - wie natürlich auch der Warteraum. Da in den "Grundzügen für die einheitliche Gestaltung der Eisenbahnen Deutschlands" schon früh die direkte Verbindung von Gepäckaufgabe und Hausbahnsteig gefordert worden war, ist es unwahrscheinlich, dass diese sich ursprünglich auf der abgewandten Seite befunden haben soll. Es ist eher anzunehmen, dass sie sich im angrenzenden Raum befand und der Fahrkartenschalter neben dem Vorraum lag. Der Außenbau ist eine verkleinerte Ausgabe des Empfangsgebäudes in Gersheim: Statt drei gibt es hier nur zwei Geschosse, statt sechs nur vier Achsen. Gleich ist die abnehmende Geschosshöhe und das Walmdach, das hier, wegen der geringeren Höhe, jedoch stärker mitspricht. Die Risalite besitzen wie in Gersheim keine Frontgiebel, sondern abgewalmte Dächer. Im Erdgeschoss, das keinen Sockel aufweist, finden sich die gleichen Rechteckfenster mit halbrunden Oberlichtern mit verbreiterten Rahmen. Die ehemaligen Türöffnungen der Gleisseite weisen dieselbe Gestaltung auf, sind aber etwas breiter und höher. Auch die Fenster des Obergeschosses sind bis auf Details identisch mit denen in Gersheim. Das Gurtgesims ist etwas vereinfacht, ebenso die Eckpilaster, die hier nur noch Lisenen sind. Einzig an den Risaliten finden sich noch Andeutungen von Kapitellen. Die östliche Schmalseite ist einachsig über einem eingeschossigen Anbau, die Westseite dreiachsig. Auch das Portal der Straßenseite ist eine genaue Kopie desjenigen in Gersheim. Obwohl das Empfangsgebäude in Breitfurt dem in Gersheim nachempfunden ist, erinnert es wegen der veränderten Proportionen nicht mehr an italienische "palazzi", sondern scheint noch eher dem Rundbogenstil verhaftet zu sein. Ungewöhnlich sind bei beiden Gebäuden die halbrunden Oberlichter und die Karniesbogen, die wohl eine regionale Besonderheit darstellen