Bexbach

Der Bexbacher Bahnhof wurde zusammen mit dem Homburger Bahnhof 1849 eröffnet und besitzt somit nicht nur das erste, sondern auch das älteste erhaltene Empfangsgebäude des Saarlandes. Das erste Homburger Empfangsgebäude wurde dagegen abgebrochen. Bexbach lag damals auf bayerischem Gebiet an der preußischen Grenze und war der Endpunkt der bayerischen Pfälzischen Ludwigsbahn.

Dass nur der mittlere Teil des heutigen Baus ursprünglich ist, lässt sich aus einem Gemälde schließen, in dem die Eröffnung dieser Bahnstrecke dargestellt ist und auf der der Ostteil des Bexbacher Empfangsgebäudes zu sehen ist. Es scheint sich dabei um das heutige zweigeschossige "Hauptgebäude" (siehe unten) zu handeln. Offensichtlich war dieser erste Bau nicht verputzt. Ob es sich hierbei allerdings um ein Provisorium oder um ein bewusst sichtbar gelassenes Mauerwerk handelt, ist unklar. Sichtmauerwerk war aber gerade im Rundbogenstil, der für Materialechtheit eintrat, durchaus üblich.
Dies ist der einzige Hinweis auf den ursprünglichen Bau, so dass weder etwas über die weitere Gestaltung, noch über die Innenaufteilung gesagt werden kann. Andererseits sind die Anbauten auf sämtlichen alten Abbildungen und Rissen vorhanden, woraus geschlossen werden kann, dass sie nur wenig später angefügt wurden. Der einheitliche Stil des heutigen Gebäudes unterstützt diese Vermutung.

Das Erstellungsdatum der bei der Bundesbahn vorhandenen Grundrisse ist unbekannt.
Auf dem offensichtlich ältesten, bekannten Grundriss existierte ein direkter Durchgang vom Vorplatz zum Hausbahnsteig mit angegliedertem Fahrkartenschalter und Toiletten. Östlich (rechts) des Ganges lagen die Diensträume.
Von dem Gang zweigte in der Mitte ein schmaler Flur ab, über den man die Gepäckaufgabe und drei verschiedene Wartesäle im Westteil erreichte: zunächst die zwei Warteräume für die 1. und 2. Klasse, der größere davon mit Restauration und am Kopfende den großen Wartesaal für die 3. und 4. Klasse, ebenfalls mit Restauration. Der letztere lag in einem eigenen Bauteil, der nach Norden hin zurückgesetzt war. Er konnte sowohl vom Vorplatz aus direkt betreten werden, als auch über zwei eigene Türen verlassen werden. Auch die Gepäckaufgabe und der zweite Wartesaal besaßen eigene Ausgänge zum Hausbahnsteig.

Später entfernte man sämtliche Warteräume und öffnete den Durchgang zu einer großen Halle; in den angrenzenden Westteil zog eine Gaststätte mit ausschließlichem Zugang vom Vorplatz aus; die "Lücke" zwischen Anbau und Hauptgebäude wurde geschlossen.
Vermutlich um die Jahrhundertwende wurde über dem Hausbahnsteig ein gusseisernes Schutzdach angebracht, das aber heute wieder verschwunden ist.
1961 baute man auf der Gleisseite ein Stellwerk an. Solche Stellwerke, die der Überwachung der Züge dienen, wurden später bei den meisten kleineren Empfangsgebäuden angefügt. Es handelt sich fast immer um niedrige, polygonale Vorbauten, die auf allen Seiten Fenster besitzen oder deren oberer Teil ganz aus Glas besteht.
Heute ist das Empfangsgebäude für die Fahrgäste geschlossen; die Züge sind nur über einen Inselbahnsteig zu erreichen, zu dem man durch einen - an das Gebäude anschließenden, aber davon unabhängigen - Personentunnel kommt.

Auf mehreren Ansichten, deren Entstehungszeit leider unbekannt ist, ist der Zustand des Gebäudes ohne die neueren, kleineren Veränderungen zu sehen.
Es handelt sich um ein mehrteiliges Gebäude mit einem traufständigen, zweigeschossigen "Hauptgebäude" im Westen mit Satteldach, drei Fensterachsen an der Straßenfassade und vier Achsen an der Gleisseite. In der Mitte des Daches befindet sich auf jeder Seite ein Dachhäuschen. Auf der ältesten Abbildung sind hinterlegte Lisenen zu erkennen, sowohl an der Ecke als auch in der Mitte der vier gleisseitigen Achsen. Auf den späteren Ansichten sind diese Lisenen nur noch einfach gestaltet.
Bei diesem Teil scheint es sich um das ursprüngliche Empfangsgebäude zu handeln, an das später verschiedene Anbauten angefügt worden sind. Im Osten schliesst sich ein eingeschossiges, fünfachsiges Gebäudeteil mit Flachdach an, das einen schmaleren, eingeschossigen Aufsatz mit drei Achsen und einem Satteldach besitzt, der zu den Gleisen hin mit dem höheren Hauptgebäude in einer Flucht liegt. Im Westen liegt der zurück- bzw. vorspringende Anbau des Wartesaals. Es handelt sich also um ein mehrfach abgetrepptes Gebäude.
Es kommen durchgehend Segmentbogenfenster und -türen vor, jedoch mit Variationen in der Gestaltung und in unterschiedlichen Breiten: im Erdgeschoß mit profilierten Rahmen und mit Fensterbänken auf Konsolen oder bis zum Sockel heruntergezogenen Rahmen. Der kleine Zugang zum Keller weist einen geraden Sturz und ein segmentbogiges Oberlicht auf. Daneben befindet sich ein Toilettenfenster, das wie die Zwillingsfenster des Obergeschosses gestaltet ist.
Die Fenster des Obergeschosses sitzen auf dem Sohlbankgesims auf, sind schwächer profiliert und mit innen abgeschrägten Kanten. Der Aufsatz besitzt niedrigere Zwillingsfenster in derselben Gestaltung. In den zwei östlichen Giebeln befindet sich je ein blindes Rundfenster, im westlichen ein Zwillingsfenster.
Bandförmige Lisenen gliedern den Bau unregelmäßig. Das profilierte Gurtgesims ist teilweise mit einem Zinnenfries geschmückt, der in regelmäßigen Abständen und an den Lisenen größere Zinnen aufweist, die hier wie vereinfachte Kapitelle wirken. Der Aufsatz besitzt unter dem Dach eine Art "Stufenzinnenfries".

Bis heute wurden nur kleinere Veränderungen durchgeführt: auf der Gleisseite wurden fast alle Türen geschlossen, auf der Straßenseite dagegen ein zusätzliches Fenster eingefügt. Der Zinnenfries ist nur noch im Giebel des Aufsatzes erhalten und auch die Lisenen sind teilweise entfernt worden. Die Dachhäuschen sind verschwunden.
Unverändert ist jedoch der Zugang zum Empfangsgebäude: von der Bahnhofsstraße zweigt eine Straße zu dem höher liegenden Bau ab, die auf die östliche Schmalseite zuführt und an dem Vorplatz endet.

Unterstellt man die Richtigkeit des Gemäldes, so war das erste Bexbacher Empfangsgebäude ein äußerst schlichter Nutzbau - ein Hinweis auf die zunächst geringe Bedeutung. Sehr schnell wurde das Gebäude zu klein und musste erweitert werden. Vielleicht hat man zu diesem Zeitpunkt, als der Bahnhof eine größere repräsentative Bedeutung erlangt hatte, das Empfangsgebäude verputzt.
Durch die Erweiterung entstand ein homogen wirkender Gebäudekomplex, der im Saarland einmalig blieb. Der schlichte Rundbogenstil des Ursprungsbaus wurde auch bei der Erweiterung fortgesetzt. Charakteristisch sind die Segmentbogenöffnungen und die sparsam eingesetzten Gliederungselemente.

Im Zusammenhang mit dem Rundbogenstil Bayerns - wozu Bexbach gehörte - ist in erster Linie Friedrich Bürklein wichtig, der viele bayerische Bahnhöfe im Rundbogen- und Maximiliansstil errichtete, u. a. das Empfangsgebäude in Augsburg, den Zentralbahnhof in München (1847-49) und den zweiten Würzburger Bahnhof (1869).

Dem Bexbacher Bahnhof ähnlicher als diese viel größeren Empfangsgebäude sind jedoch die übrigen zeitgleichen Bauten der Pfälzischen Ludwigsbahn. Die oben angesprochene Anwendung eines Musterentwurfs für die Empfangsgebäude einer Linie hat hier offensichtlich Anwendung gefunden.
Die im Rundbogenstil erbauten Empfangsgebäude von Kaiserslautern (1848) und Frankenthal (1853) sind ebenfalls zweigeschossige Rechteckbauten, wenn auch mit seitlichen Anbauten. In Kaiserslautern gliedern Lisenen die Gleisseite im Rhythmus 1-3-1, in Frankenthal erscheinen Segmentbogenfenster und ein Zinnenfries unter der Traufe.

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