St. Ingbert (1. EG)
Das erste Empfangsgebäude im bayerischen St. Ingbert wurde nach Angaben der Bundesbahn Saarbrücken 1867 im Zuge der 1865-67 gebauten Bahnstrecke Homburg - St. Ingbert über Bierbach, Niederwürzbach und Hassel errichtet.
Mehrere Jahre lang besaß St. Ingbert nur einen Sackbahnhof ohne weitere Anschlüsse. Erst in den siebziger Jahren wurde eine Bahnstrecke nach Saarbrücken gebaut und durch den in Folge steigenden Verkehr und das dadurch größere Repräsentationsbedürfnis wurde auch ein neues Bahnhofsgebäude nötig, das schräg gegenüber dem alten entstand und heute noch in Betrieb ist.
Das alte Empfangsgebäude enthält heute die Bahnmeisterei.
Die vorhandenen Grundrisse wurden 1967 und 1984 erstellt und lassen fast nichts mehr von der ursprünglichen Raumaufteilung erahnen. Jedoch existieren aus dem Jahr 1879 wegen der geplanten Nutzungsänderung verschiedene Ansichten und ein Längenschnitt des damaligen Zustands, so dass sich Rückschlüsse ziehen lassen auf den ursprünglichen Grundriss.
Der Eingang befand sich im Mittelrisalit, so dass sich dahinter die Vorhalle befunden haben muss. Links davon lag das Treppenhaus, das für die Reisenden sicher nicht zugänglich war. In den übrigen Räumlichkeiten müssen sich die Warteräume mit Fahrkartenausgabe und die Gepäckexpedition befunden haben, jeweils mit einem eigenen Ausgang zum Bahnsteig. Ob der eingeschossige Anbau später angefügt worden ist, ist nicht bekannt. Vielleicht befand sich hier ein großer Wartesaal. Die direkten Zugänge zu den Gleisen sind ein Hinweis darauf.
Das Gebäude bestand aus einem zweigeschossigen, verputzten Hauptbau mit drei Achsen, wobei die mittlere zur Stadt hin als Risalit mit Frontgiebel vorspringt. Im Osten befand sich ein eingeschossiger, zweiachsiger Anbau. Die Satteldächer sind traufständig.
Der Sockel läuft rundherum, zur Straße hin ist er profiliert und besitzt ein Sockelgesims. An der Straßenfassade befinden sich im Erdgeschoss profilierte Rundbogen-Zwillingsfenster mit Fensterbänken auf Konsolen und im Mittelrisalit ein rundbogiger Eingang mit Freitreppe. Die Rundbogen waren im oberen Teil stark verbreitert. Darüber verliefen am Hauptbau ein einfaches Gurtgesims und darüber ein ausgeprägteres Sohlbankgesims. Im Obergeschoss besaß der Risalit ein rechteckiges, profiliertes Zwillingsfenster mit segmentbogigen Überfangbogen, in den Rücklagen saß je ein einzelnes Rechteckfenster.
Auf der Gleisseite ohne Risalit waren im Erdgeschoss fünf rundbogige Türen. Der Hauptbau besaß ein vermutlich später angefügtes Schutzdach in Höhe des Sohlbankgesimses. Darüber befanden sich drei einzelne Rechteckfenster. Wie an der Straßenfassade verlief unter dem Dach ein bandartiges Gesims. Die beiden Schmalseiten wiesen ähnliche Gestaltungen auf.
Seitdem wurden verschiedene Umbauten durchgeführt: auf der Gleisseite wurde das Schutzdach entfernt und sämtliche Türen zu Fenstern vermauert. Der Eingang der Straßenfassade wurde nach links versetzt und stattdessen ein Zwillingsfenster eingefügt. Sämtliche Fenster erhielten Läden.
Das Schema des St. Ingberter Bahnhofs ist für einige saarländische Bahnhöfe des Rundbogenstils typisch: neben dem schon besprochenen Gebäudetyp taucht auch vor allem die Kombination von Rundbogenfenstern im Erdgeschoss und Rechteckfenstern im Obergeschoss immer wieder auf.
Ebenfalls typisch ist die schon besprochene Schlichtheit und das Fehlen von vertikalen Gliederungselementen; ungewöhnlich ist auch hier der einzelne Eingang im Risalit.