Heiligenwald-Itzenplitz
Einer der wenigen noch erhaltenen Grubenbahnhöfe des Saarlands ist der der ehemaligen Grube Itzenplitz, die heute im Ort Heiligenwald liegt.
Am 7. 8. 1860 hatte man die Stichbahn nach Itzenplitz, die in Höhe der Grube Reden von der Saarbrücker Bahn abzweigt, in Betrieb genommen. Im selben Jahr wurde auch das Bahnhofsgebäude eröffnet, das heute in Privatbesitz ist.
Da diese Bahnstrecke nicht für den öffentlichen Personenverkehr bestimmt war, weichen natürlich auch Nutzung und Innenaufteilung des Bahnhofsgebäudes von der anderer Empfangsgebäude ab. So beherbergte der Bau als einzigen Dienstraum ein "Expeditionszimmer" und bot ansonsten den Wohnungen der Bahnbediensteten Platz. Das erklärt natürlich auch das Fehlen eines repräsentativen Eingangs.
Der Bau ist rechteckig mit niedrigerem Anbau im Norden und einachsigem Mittelrisalit im Süden. Eine Hauptfassade fehlt, da das Gebäude nie öffentlich zugänglich war. Im südöstlichen Winkel wurde ein Eckturm angefügt. Der Eingang befand und befindet sich heute noch im südwestlichen Winkel. Ursprünglich überdeckte eine Holzlaube den Eingangsbereich, von dem aus man direkt ins Treppenhaus gelangte.
Das verputzte Gebäude besitzt einen einfachen Sockel. Die Fassaden im Westen und im Osten waren offensichtlich die Hauptansichtsseiten: sie sind zweigeschossig und dreiachsig. Im Erdgeschoss befinden sich profilierte Rechteckfenster mit Fensterbänken und "englischen" Fensterverdachungen, wie sie bereits in Beckingen vorkamen: es handelt sich um zweifach abgeknickte Gesimsstücke. Im ersten Obergeschoss befinden sich profilierte Rundbogenfenster mit Fensterbänken. Hier tauchen wieder die "Konsolenbogen" auf. Im Giebelfeld sitzt je ein rundbogiges, gekuppeltes Fenster mit einem Konsolenbogen.
Die beiden anderen Seiten - einachsig und zweigeschossig im Süden und zweiachsig und eingeschossig im Norden - folgen vereinfacht dieser Gestaltung.
Interessanterweise ist die sonst oft übliche Fensteranordnung hier vertauscht und tatsächlich ist Heiligenwald-Itzenplitz eines der wenigen, hier behandelten Empfangsgebäude, die im Erdgeschoss Rechteckfenster und in den Obergeschossen Rundbogenfenster besitzen, so dass der Eindruck einer Beletage entsteht.
Das Motiv der Beletage oder des Piano Nobile kommt im Bahnhofsbau ansonsten selten vor. Die Gründe dafür sind leicht verständlich, wenn man bedenkt, dass sich im Erdgeschoss naturgemäß die wichtigsten Räume befinden und die oberen Stockwerke für die Fahrgäste nicht betretbar sind.
Die Beletage ist in Heiligenwald jedoch das einzige Element, das an den barocken Profanbau erinnert. Ansonsten handelt es sich um einen typisch schlichten Vertreter des Rundbogenstils, ohne Schmuck wie Gesimse, Lisenen oder Friese.