Zur Entwicklung der saarländischen Wirtschaft
Der bis heute für das Saarland wichtige Steinkohlenbergbau und die Eisenindustrie erlebten unter Fürst Wilhelm-Heinrich von Nassau-Saarbrücken (1741-68) ihre erste Blüte. Die Kohlengruben und Eisenhütten wurden verstaatlicht, gingen also in den Besitz des Landesherrn über, so dass der Kohleabbau organisiert und beträchtlich gesteigert werden konnte. Auch die Eisenhütten, zumeist an französische Unternehmer verpachtet, vergrößerten sich schnell. Daneben existierten noch Glashütten, Papiermühlen und keramische Betriebe. Unter Napoleon blieben die Gruben staatlich, wurden jedoch verpachtet, während die Eisenhütten nach und nach in Privatbesitz übergingen. Wegen der guten Absatzmöglichkeiten im Westen erfuhr die Wirtschaft einen erheblichen Aufschwung. Unter anderem siedelte sich die Steingutfabrik Villeroy & Boch 1812 in Mettlach an. Im Gegensatz dazu brachte der Anschluss an Preußen zunächst einen wirtschaftlichen Niedergang, denn der französische Markt war verlorengegangen und der Handel mit der Pfalz durch Zölle behindert. Erst mit Gründung des "Deutschen Zoll- und Handelsvereins" 1834 fielen im größten Teil des Deutschen Bundes die Zollgrenzen, die bislang die Wirtschaft behindert hatten. Weiterhin uneinheitlich waren jedoch die Währungen, die Maß- und Gewichtssysteme und die Zeitregelung.
Ab 1840 verlagerte sich die Eisenverhüttung ins Saartal, da die bisherigen Erzlager im Hochwald erschöpft waren. Hier konzentrierte sich von nun an die Industrie. Mit dem Bau der Eisenbahnen ab den fünfziger Jahren begann - nicht nur im Saarland - ein ungeahnter Boom, denn das bisher größte Problem der fehlenden Transportmöglichkeiten von Kohle und Eisenerz war nun gelöst. Die deutsche Eisenindustrie wuchs so schnell an, dass sie bereits vor 1870 die französische und belgische hinter sich gelassen hatte. Als mit dem Siemens-Martin-Verfahren 1864 auch die minderwertigen lothringischen Eisenerze (Minette) zur Stahlerzeugung verwendet werden konnten, hatte das Saarland einen entscheidenden Standortvorteil. Der Bau des französischen Saarkohlenkanals 1866 förderte zusätzlich den Handel mit Elsaß und Lothringen, die zum Hauptabnehmer der saarländischen Kohle wurden. Umgekehrt wurde Lothringen der bedeutendste Rohstofflieferant der Saarhütten.
Die Verbindung wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg noch enger, da man im Deutschen Reich an einer raschen Einbindung interessiert war. Bis zum ersten Weltkrieg boomte die Saarwirtschaft. Bald mußten aus Mangel an einheimischen Arbeitskräften sogar ausländische Arbeiter angeworben werden während vorher der Bahnbau immer ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gewesen war. Die Industrialisierung hatte allgemein ein enormes Bevölkerungswachstum zur Folge. Im Saarland war die Bevölkerung seit 1815 um das viereinhalbfache angewachsen.