Auersmacher

An derselben Bahnlinie wie Kleinblittersdorf liegt auch das 1886 erbaute Empfangsgebäude des Haltepunktes Auersmacher. Es handelt sich dabei um einen sehr kleinen, eingeschossigen Ziegelbau, der ursprünglich einen L-förmigen Grundriss besaß und nur einem Warteraum und einem Dienstraum Platz bot. Vermutlich waren der obligatorische Fahrkartenschalter und die Gepäckaufgabe in den Dienstraum integriert. Später wurde das Gebäude um einen Anbau erweitert und auf der Gleisseite wurde ein Schutzdach angebracht. Grundriß, Schnitt und Ansicht von 1934 zeigen diesen Zustand. Auf dem zeitgleichen Lageplan ist übrigens das wieder ausgegliederte Abortgebäude zu sehen.

Der Außenbau blieb bis heute größtenteils erhalten: Die einfachen Fenster sind segmentbogig. Das Holzpultdach steigt zur Gleisseite an und liegt hier auf einer Frieszone mit einem "Deutschen Band" auf. Das "Wiedererscheinen" der Baukeramik im 19. Jahrhundert lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückführen: zum einen erforderte das enorme Bevölkerungswachstum und die rasche Ausdehnung der Städte infolge der Industrialisierung ein kostengünstiges Baumaterial , zum anderen brachte der Historismus und die neu entstehende Denkmalpflege eine Wiederbelebung alter Stile und Techniken mit sich. Als einer der ersten verwendete Karl-Friedrich Schinkel unverputzte Ziegel bei der Militärarrestanstalt und der Kaserne der Lehr-Escadron in Berlin (1817-18), der Friedrich-Werderschen-Kirche (1824-30) und der Bauakademie (1832-35). Im Rundbogenstil mit seiner Forderung nach Preisgünstigkeit und Materialechtheit boten sich unverputzte Backsteinbauten geradezu an und etablierten sich auch endgültig. Im Laufe der Zeit gelangte man zu einer dekorativeren Gestaltung mit farbigen Ziegeln und Terrakotten. Gerade auch Friedrich Bürklein verwendete roh belassene Backsteine und "entwickelte die Terrakottaarchitektur weiter". Die Hannoversche Schule unter Conrad Wilhelm Hase führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenfalls die unter Alexis de Chateauneuf wiederentdeckte Backsteinarchitektur, allerdings ganz im Sinne der Neugotik. Ihr Einfluss dauerte bis zum Ende des Jahrhunderts. Im allgemeinen wurde die Backsteinarchitektur jedoch nach 1871 von repräsentativeren Strömungen verdrängt und nur noch ausnahmsweise an großen öffentlichen Gebäuden angewandt - ein Beispiel ist der Berliner Anhalter-Bahnhof von Karl Schwechten von 1875-80. Weiterhin häufig benutzte man Ziegel im letzten Drittel des Jahrhunderts an weniger repräsentativen Zweckbauten, so auch am Bahnhofsgebäude von Auersmacher.

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