Landsweiler-Reden
Landsweiler-Reden besitzt das einzige erhaltene Empfangsgebäude der Saarbrücker Bahn aus dem 19. Jahrhundert, genauer von 1880.Der bei der Bundesbahn Saarbrücken vorhandene Grundriss wurde 1967 erstellt. Danach befand sich der Eingang in der mittleren Achse des als Mittelrisalit ausgebildeten Gebäudeteils. Die seitlichen Rundbogenöffnungen, die sicher ursprünglich ebenfalls Eingänge waren, waren schon damals geschlossen und sind es heute noch. Durch den Eingang kam man in die Schalterhalle mit Durchgang zu der auf der linken Seite liegenden Gaststätte, der anschließenden Toilette und dem Fahrkartenverkauf. Durch eine direkt gegenüberliegende Tür gelangte man auf den Bahnsteig. Heute wird dieser Hausbahnsteig nicht mehr benutzt; seitlich befindet sich ein Personentunnel, durch den man auf einen Inselbahnsteig gelangt. Das Gebäude muss also nicht mehr von den Reisenden betreten werden und wird auch, bis auf die Gaststätte, nicht mehr als Bahnhof benutzt. Auf einer Aufnahme von 1900 ist die Gleisseite des damaligen Empfangsgebäudes zu sehen: ein zweigeschossiger, dreiachsiger Kernbau, der heute noch unverändert besteht, beherbergte wohl das eigentliche Empfangsgebäude. Auf beiden Seiten schließen sich zurückspringende, eingeschossige Nebengebäude an, wobei die rechten (östlichen) Anbauten heute noch unverändert sind. Dass sie allerdings bereits 1880 erbaut wurden, möchte ich bezweifeln. Wahrscheinlicher scheint mir, dass das Ursprungsgebäude schnell zu klein geworden war und erweitert werden musste. Links (westlich) befand sich die Güterhalle mit traufständigem Satteldach, die später aufgestockt und dem Ursprungsbau exakt angepasst wurde. Der Kernbau ist ein unverputzter, zweigeschossiger Sandsteinbau mit traufständigem Satteldach. Im Erdgeschoss befinden sich regelmäßig angeordnete Rundbogenöffnungen mit stark profilierten Rahmen. Die Fenster besitzen Fensterbänke und bis zur Bodenleiste herabgezogene Rahmen. Auf der alten Abbildung ist noch schwach zu erkennen, dass die mittlere Öffnung geschlossen und die beiden äußeren offen waren - heute ist es umgekehrt. Über dem Erdgeschoss verläuft ein profiliertes Gurtgesims und ein schwächer profiliertes Sohlbankgesims, auf dem die Rechteckfenster des Obergeschosses aufsitzen. Darüber befinden sich die kleinen, zweiteiligen Rechtecköffnungen des Dachgeschosses, das an der Gleisfassade bandartig vorspringt. Dieses Band bricht an der Ecke um und folgt dann der Giebelschräge bzw. läuft an dem anschließenden Gebäudeteil weiter. Im beiden Giebeln befindet sich ein blindes Radfenster. Im Osten bildet ein Zwischenstück die Verbindung mit einem ebenfalls eingeschossigem, aber giebelständigen Bauteil, der in einer Flucht mit dem Kernbau liegt. Auch dieses Nebengebäude ist unverputzt und greift die eben besprochenen Gestaltungsmerkmale auf. Im Giebel befindet sich ein einfaches Zwillingsfenster. Der Außenbau folgt mit seiner Gliederung dem Schema vieler saarländischer Bahnhöfe: Rundbogen im Erdgeschoss und Reckteckfenster im ersten Obergeschoss, jeweils profiliert; keine vertikalen Gliederungselemente und nur Gurt- und Sohlbankgesims als horizontale Elemente. Dass das Empfangsgebäude zu diesem späten Zeitpunkt im inzwischen altmodischen Rundbogenstil erbaut wurde, hängt vielleicht mit dem 1860/61 errichteten Neunkircher Empfangsgebäude zusammen, das 1914 abgebrochen wurde. Dieser Bau bestand aus zwei würfelförmigen Gebäuden mit Rundbogenöffnungen in den Erdgeschossen und in den Obergeschossen mit gekuppelten Rundbogenfenstern auf Sohlbankgesimsen. Offene Arkaden verbanden beide Teile. Als Anfangspunkt der Saarbrücker Bahn hatte Neunkirchen sicher eine gewisse Vorbildfunktion und bestimmte so den Stil der nachfolgenden Empfangsgebäude mit. Ein weiterer Grund für die Stilwahl könnte aber auch die geringe Bedeutung des Landsweiler-Redener Bahnhofs sein. So gibt es im Saarland viele Beispiele für die Verwendung des Rundbogenstils an kleinen Empfangsgebäuden bis weit über die siebziger Jahre hinaus. Naturgemäß bot sich nämlich der Rundbogenstil durch seine Prinzipien wie Wirtschaftlichkeit, Haltbarkeit und Schlichtheit für wenig repräsentative Gebäude an, umso mehr, wenn sie wie Empfangsgebäude in großer Zahl errichtet werden mussten. Dies mag mit ein Grund sein, dass der Rundbogenstil gerade im Bahnhofsbau so gerne angewandt wurde. Interessant in Landsweiler-Reden ist auch der unverputzte Sandstein. Sichtmauerwerk war gerade im "wahrheitsliebenden" Rundbogenstil häufig und auch bei repräsentativeren Gebäuden ein übliches, wenn auch nicht sehr häufiges Gestaltungsmittel (z. B. am Ludwigsbahnhof in Nürnberg, 1872)